Erfüllte Sexualität beginnt bei dir selbst.

Deine Eltern hatten Sex und daraus bist du entstanden. Du bist von Geburt an ein sexuelles Wesen. Dies als Ausgangspunkt dieses Textes. Wenn du dir nun also eine erfüllte Sexualität wünscht, dann beginnt diese bei dir selbst. Und nein, nicht bei deinem Partner oder deiner Partnerin!

 

Wir durchlaufen mit unserer Sexualität viele, viele Entwicklungsschritte. Genauso, wie wir andere Dinge in unserem Leben erlernen. Als Baby hattest du einen wunderbaren Bezug zu deinem Körper: du hast deinen Körper bewohnt, du warst quasi dein Körper, fluide und beweglich. Du hast deinen Körper erkundet, berührt und lauthals kundgetan, wenn sich etwas nicht gut angefühlt hat. Mit dem Älterwerden verlieren wir leider oftmals die Verbindung zu unserem Körper. Wenn du an deiner aktuellen Sexualität etwas ändern willst, dann führt der Weg über deinen Körper.

 

Zwei wichtige Schritte sind zum Beispiel:

1) Beziehung zu deinem Körper aufbauen und festigen

Dein Körper ist dein Tempel und ein Tempel will gepflegt werden. Dein Körper trägt dich gerne durchs Leben, wünscht sich aber auch viel Achtsamkeit und Aufmerksamkeit von dir, ansonsten meldet er sich mit Schmerzen oder Krankheit. Eine gesunde Ernährung (ich propagiere die vegane Ernährung aus Liebe zu den Tieren), viel Bewegung an der frischen Luft, Zeit mit dir und für dich alleine (auch gut, um die Partnerschaft zu beleben), Erholung auch während des Tages (ein bewusster Atemzug jede Stunde ist bereits wunderbar) uvm. Dies sind uns allen bestens bekannte Themen, die wichtig sind für unsere Gesundheit. Und darüber hinaus eben auch für eine erfüllte Sexualität.

 

Machst du jede Stunde mindestens einen bewussten Atemzug, bist du mit deiner Aufmerksamkeit in deinem Körper und gleichzeitig im Hier und Jetzt. Für einen Moment wird alles andere unwichtig. Es gibt in diesen Sekunden nur dich und einen Körper. Schliesst du dabei die Augen, kannst du die Ruhe spüren, die du in deinem Körper findest. Alles wird still. Für einen kurzen Moment verschwinden alle Sorgen und dein Monkey Mind schweigt. Das sind wichtige Oasen, um deinen Körper zu spüren, eure Beziehung zu festigen und auch, um dein Nervensystem zu beruhigen. Das sind alles sehr wichtige Komponenten für eine erfüllte Sexualität.

 

Des Weiteren ist Berührung wichtig. Wie oft berührst du deinen Körper achtsam und liebevoll? Berührungen sind für uns Menschen überlebensnotwendig und eben nicht nur diejenigen von anderen, sondern auch unsere eigenen. Nimm dir beispielsweise am Morgen unter der Dusche eine Minute Zeit (sehr gerne mehr), um dich langsam und achtsam einzuseifen. Nimm wahr, wie deine Hand über deinen Körper gleitet. Schliesse dabei die Augen. Es ist wichtig, dass du deine Hand sehr langsam gleiten lässt, damit du die Berührung bewusst wahrnehmen kannst. Und dann nimm wahr, wie das Wasser über deinen Körper fliesst und die Seife abwäscht. Atme dabei tief in den Bauch.

 

Wenn du dich regelmässig selber berührst, dies muss nicht sexuell sein, baust du eine andere Wahrnehmung von dir auf. Du beginnst dich immer mehr in dir selber wohl zu fühlen, unabhängig vom oftmals viel zu kritischen Blick in den Spiegel.

 

2) Beziehung zu deinem Genital aufbauen und festigen

Es gibt Menschen, die haben eine sehr starke Verbindung zu ihrem Körper, zum Beispiel Sportler:innen. Oft vergessen geht dabei das Genital. Welch Neuigkeit, aber ja, es gehört auch zu deinem Körper! Und auch dein Genital will Aufmerksamkeit und Pflege. Integriere es in die bewusste Minute unter der Dusche (bitte ohne Seife an den Händen!) und berühre dein Genital. Halte es, streichle es, drücke es, erkunde es.

 

Lieber Mann, vermutlich hängt dein Bild von dir als Mann sehr stark von deinem Penis ab bzw. genauer gesagt von der Erektion. Nach dem Motto: Steht er, so bin ich. Viele Männer haben eine sehr funktionale Beziehung zu ihrem Penis. Vielleicht gehörst du auch dazu? Solange er schön brav tut, was du willst, ist alles in Ordnung. Verweigert er aber "seinen Dienst", dann wird es schwierig. Aber ... genau wie du, will auch er geliebt werden, ohne leisten zu müssen. Das bedeutet, dass es wichtig ist, dass du ihn regelmässig achtsam berührst, wenn er nicht erigiert ist und wenn es eben gerade nicht um Solosex oder Paarsex geht. Einfach so, weil du deinem Penis Aufmerksamkeit schenken möchtest. Halte in in deinen Händen. Streichle ihn liebevoll, ohne ihn stimulieren zu wollen. Schau ihn an und schenk ihm auch neue Berührungen. Übrigens: wie nennst du ihn? Er hat einen respektvollen Namen verdient. Ich propagiere "Penis".

 

Liebe Frau, "da unten" versteckt sich ein wunderbarer Bereich deines Körpers. Überlass diesen nicht einfach seinem Schicksal, sondern trage dein Genital bewusst und stolz durch die Welt. Wenn du morgens deine Augen öffnest und dich vielleicht streckst oder einige Yoga-Übungen machst, dann denk auch an dein Genital. Zwinkere ein paar Mal mit dem Beckenboden oder leg deine Hand auf deine Vulva. Nimm dein Genital mit, wenn du aus dem Haus gehst. Berühre deine Vulva unter der Dusche (bitte ohne Seife!) und lass auch einen oder zwei Finger in deine Vagina gleiten. Nimm regelmässig Kontakt auf und sensibilisiere dein Genital. Finde dabei auch heraus, welche Art von Berührung du schön findest.

 

Und noch ein dritter wichtiger Punkt:

3) Übernimm Verantwortung für dich, deine Lust, deine Erregung, dein Vergnügen und deinen Genuss bei der Sexualität.

Überlass all dies nicht deinem Partner oder Partnerin. Lebe stattdessen einen gesunden Egoismus.

Das bedeutet, dass du beim Solosex herausfindest, wo und wie du berührt werden willst. Du erkundest deinen ganzen Körper. Du baust sexuelles Selbstbewusstsein auf und kannst dann auch deine Grenzen besser setzen, wenn du weisst, was du willst und was nicht. Das stärkt dein Vertrauen zu dir selber und du kannst dich beim Sex besser fallen lassen. Sensibilisiere deine Vagina so, dass sie "hungrig" wird und Lust entwickelt, etwas in sich aufzunehmen. Gib dir und deinem Körper die Erlaubnis, dass ihr euch holt, was ihr braucht. Getreu einer Katze, die sich genau diejenigen Berührungen holt, die sie will.

 

Über dieses Thema liesse sich noch so viel mehr schreiben. Was ich dir mitgeben will, ist, dass du alles in der Hand hast. Eine Mentorin sagte mal: Du kannst mit einem Stuhlbein Sex haben und dabei voll auf deine Kosten kommen. Heisst: übernimm die Verantwortung und überlass nicht dem Zufall, ob der Sex erfüllend ist oder nicht!

 

Herzlich, Sandra