Das Thema beschäftigt mich gerade so sehr, sodass ich gleich noch mal einen Artikel schreibe. Das Thema der tiefen Begegnung und Verbundenheit zwischen Menschen. Ja, viele tun sich schwer damit, über ihre Gefühle zu sprechen. In unserer Gesellschaft findet das wenig Platz. Ein Klient sagte zu mir: Ich hasse die Frage "wie geht es dir" bzw. eigentlich nicht die Frage, sondern, dass das Gegenüber gar nicht hören will, was da wirklich ist.
Wie geht es dir damit?
Stell dir mal vor, du fragst einen Menschen: "Wie gehts?" Und dieser nutzt die Gelegenheit und schüttet dir sein Herz aus. Nicht, im bekannten Stil von: "Oh, mein Chef, der hat das und das getan .... oder Ah, meine Frau, die hat ...." Nein, sondern im Stil von: "Ich bin traurig, tief traurig, fühle mich einsam, verunsichert, fühle mich nicht gesehen, nicht gewertschätzt von meinem Chef ... Das tut richtig weh in meinem Körper. Ich frage mich, was er mir spiegeln will. Was darf ich aus der aktuellen Situation lernen?"
Und stell dir weiter vor, dass du ganz präsent sein kannst, deinem Gegenüber aufmerksam zuhörst und empathisch mitfühlst. Du gibst keinerlei Ratschlage und erzählst auch nicht von deinen Erfahrungen, sondern hältst den Raum. Du gibst diesem Menschen die Gelegenheit, sich von dir gesehen zu fühlen und noch wichtiger, sich richtig zu fühlen mit seinem Empfinden.
Wow! Spürst du das? Das sind tiefe Begegnungen. Ich bekomme gerade Hühnerhaut bei der Vorstellung, alle Menschen würden so miteinander kommunizieren. In allen Partnerschaften, Eltern mit ihren Kindern, führende Menschen mit ihren Mitarbeitenden usw. Spürst du, dass das aktive Friedensarbeit ist?
Ein Mann sagte in einem Seminar: "Ich habe heute gelernt, über meine Gefühle zu sprechen und habe damit komplett die Hosen runtergelassen und es fühlt sich so wunderschön an." Seine Frau kuschelte sich an ihn und fühlte sich so verbunden mit ihm, wie schon lange nicht mehr. Mir kamen die Tränen, weil ich so berührt war. Ich konnte die Liebe und Verbundenheit in jeder meiner Zelle fühlen. Was für ein Geschenk, bei diesem Moment mit dabei gewesen zu sein.
Es scheint, ein Klischee zu sein und dennoch erlebe ich das regelmässig in meiner Praxis: Männer tun sich nach wie vor schwerer damit, über Gefühle zu sprechen bzw. sie überhaupt wahrzunehmen und verbalisieren zu können. Ein Klient sagte zu mir: "Ich sage mir selbst, dass meine Situation doch nicht so schlimm ist und meine Trauer dadurch auch nicht berechtigt ist." Gemeinsam haben wir geübt, dass er sich selbst richtig fühlen kann inkl. seiner Trauer. Aaahhh, wieder Hühnerhaut.
Werde selbst aktiv
Es gibt so viele Ereignisse auf dieser Welt, die traurig und auch wütend machen. Mich auch! Bei mir sind es vor allem Mastbetriebe und Tiertransporte, die heftig meine Wut triggern. Anstatt in die Ohnmacht abzurutschen und da als Seegurke zu verharren, lade ich dich herzlich ein, einen Menschen zu bitten, dir achtsam zuzuhören und du deine Gefühle teilen kannst. Sprich so offen mit dem Menschen, dass er/sie nicht anders kann, als berührt zu sein. Ja, es kann passieren, dass das dein Gegenüber fast nicht aushält, weil er/sie durch deine Gefühle und Beschreibungen mit eigenen Schmerzen in Kontakt kommt. Das ist auch der Grund, weshalb viele Menschen vermeiden, in emotionale Verbundenheit mit anderen zu treten. Sie wollen verhindern, den eigenen Schmerz zu fühlen. Nur leider ist das eine Einbahnstrasse. Alles, wirklich alles, was heilen will, macht sich bemerkbar. Durch fiese Chefs, krasse Herausforderungen im Leben oder auch durch Krankheiten.
Wichtig ist mir, dich auf einen Unterschied aufmerksam zu machen: Nämlich zwischen dich 1) von deinen Gefühlen überschwemmen, runter- oder mitreissen zu lassen. Das heisst, deinen Monkey Mind eine riesen Story machen zu lassen, die du dann nicht mehr handeln kannst und dich danach noch schlechter fühlst. Das verstärkt deinen Schmerz und verhindert die Heilung. Oder 2) Es ist entscheidend, dass du dein Gefühl fühlst und gleichzeitig präsent im Hier und Jetzt bleibst. Nur so kann es durch deinen Körper fliessen und sich danach transformieren bzw. heilen.
So kannst du präsent bleiben:
- Indem du deine Augen offen hältst
- Aktiv rumschaust und wahrnimmst, was du siehst. Du kannst dir selbst sagen, was du siehst.
- Ruhig weiteratmest
- Deine Füsse auf dem Boden wahrnimmst
- Dich selbst in den Arm nimmst und damit auch dein verletztes Inneres Kind. Stell dir ruhig vor, dass du dich selbst als Kinden in den Armen hältst. Achtung: Bleib präsent und lass dich nicht davonflutschen. Das geschieht super schnell.
Gerade Partnerschaften sind krasse Kriegsschauplätze und die Konflikte lassen sämtliche Liebesfunken absterben. Führe gleich heute etwas Neues ein: Das Gefühlsgespräch. Das habe ich auch im letzten Artikel erwähnt. Hier gehe ich noch mal genauer darauf ein. Ihr erzählt euch während den 10min nicht, was ihr erlebt habt, sondern wie es euch geht, wie ihr euch fühlt. Als Beispiel: Ich spüre heute ganz viel Energie in mir und das fühlst sich super gut an. Ich habe Lust, mein Projekt mit viel Fokus weiterzutreiben. Ich bin ganz klar bezüglich der nächsten Schritte und diese Klarheit hilft mir, mich nicht mehr so schnell verunsichern zu lassen. usw.
Wir sind Menschen und es wird uns nicht immer gleich gut gelingen, über unsere Gefühle zu sprechen oder anderen achtsam zuzuhören. Wichtig ist, dass du dich bemühst und dich immer wieder aufs Neue bemühst. Dass dir deine Mission klar ist und du immer wieder zu ihr zurückfindest. Und diese Mission heisst "Liebe". Du willst mehr Liebe in die Welt bringen und Leid vermeiden.
Ach ja, wenn du in keiner Partnerschaft bist, kannst du das wunderbar mit Freunden tun oder auch mit dir alleine, indem du 5min oder 10min in ein schönes Buch schreibst, wie du dich heute fühlst. Die Liebes-Friedens-Arbeit beginnt sowieso bei dir, geht über zu anderen und dann zu allen und allem.
Herzlich, Sandra