Blog: Aus dem Leben einer Sexualtherapeutin

Regelmässige Entspannung ist wichtig für erfüllte Sexualität (26.08.2024)

Wir leben in einer Zeit, die für viel Anspannung und Verspannungen in unserem Körper sorgt. Volle Agenden, Druck bei der Arbeit und auch Leistungsdruck im Bett.

 

Massagen und andere Methoden, um Verspannungen aus dem Körper zu lösen, wie auch Meditation, Spaziergänge im Wald, Schlaf, gesunde Ernährung, tiefes Atmen mit Fokus auf die Ausatmung. Das alles ist für ein gesundes und langes Leben wichtig und eben auch für die erfüllte Sexualität.

 

Wieso?

 

Das kommt aus der Zeit, als wir noch Todesangst vor Säbelzahntigern hatten. Wenn wir angegriffen wurden, hatten wir drei Möglichkeiten: Kämpfen, Flüchten oder uns tot stellen. Dies hat sich bis heute nicht verändert. Einziger Unterschied: Der Säbelzahntiger wird heute dargestellt durch volle Agenden und allgemeinem Stress in unserem Leben. Bedeutet, dass sich das Autonome Nervensystem bei vielen Menschen die meiste Zeit im Alarmzustand befindet. In diesem Zustand geht es ums nackte Überleben. Da sind wir nicht mehr sozial eingestellt. Geht gar nicht, da wir all unsere Energie zum Kämpfen oder Flüchten brauchen oder uns tot stellen, damit der Säbelzahntiger das Interesse verliert oder wir wenigstens keine Schmerzen haben, wenn wir aufgefressen werden. 

 

Stell dir nun vor, dass du in diesem Zustand Sex hast mit deinem Lieblingsmenschen. Keine gute Voraussetzung für eine erfüllte Sexualität. Es ist sogar so, dass es sein kann, dass die sexuelle Erregung (ebenfalls Anspannung), die dann on top dazukommt, dafür sorgt, dass wir noch mehr in diese Zustände kommen. Dies zeigt sich z.B., in dem wir genervt reagieren, wenn der andere etwas tut, was wir jetzt gerade nicht so gut finden oder aber, unsere selbstzerstörerischen Gedanken in unserem eigenen Kopf werden verstärkt: "Es klappt sicher wieder nicht, du bringst es nicht, kannst deine Frau nicht befriedigen usw."

 

Deshalb:

Entspannung ist super, super wichtig für erfüllte Sexualität. Gönn dir regelmässig Zeit, in der du dich entspannen kannst. Nimm ein Bad, geh spazieren, hör schöne Musik, meditiere, geh in die Massage uvm. Komm zur Ruhe, spüre dich und begegne deinem Lieblingsmenschen aus der Ruhe. So sind tiefe, wahrhaftige Begegnungen möglich.

 

Herzlich, Sandra

 


Dein Dampfkochtopf braucht mehr Ventile (19.08.2024)

Ja, sexuelle Anliegen sind komplex und dahinter verbergen sich oft verschiedene Ursachen. Aber ... beim Thema frühzeitige Ejakulation mache ich immer wieder die Erfahrung, dass ich mit Wissensvermittlung und Klären von Mythen schon sehr viel bewirken kann.

 

Bei meiner Arbeit versuche ich bildlich zu erklären und beim Thema frühzeitige Ejakulation benutze ich den Vergleich mit einem Dampfkochtopf: wenn der Druck im Innern zu hoch ist, dann "haut" es das Ventil raus. Das versteht jeder. Beim Mann heisst das Ventil "Ejakulation". Der Körper verschafft sich damit Entspannung.

 

Wenn du früher ejakulierst, als du möchtest, dann brauchst du mehr Ventile, wo der Druck aus deinem Becken raus kann.

Beim Körper sind dies:

  1. Bewegung
  2. Atmung PLUS Stimme

Mit diesen zwei bzw. drei Ventilen beeinflusst du auch, wie schnell und wie stark der Druck im Innern deines Dampfkochtopfs steigt. Eine weitere Möglichkeit, deine Erregung zu lenken, ist das Tempo deiner Bewegungen.

 

Konkret:

  1. Beweg dich, vor allem dein Becken (Stichwort Beckenschaukel) und auch deinen Oberkörper.
  2. Lass deinen ganzen Körper Teil des sexuellen Aktes sein und nicht nur deinen Penis. Berühr dich selber oder lass dich berühren und verteile die steigende Erregung in deinem ganzen Körper. Sonst staut sich alles im Becken!
  3. Atme ruhig und bis in den Bauch hinunter. Fokussiere auf eine lange Ausatmung.
  4. Befreie deine Stimme und gib deinen Empfindungen Ausdruck (trotz eventueller Scham!)
  5. Baue zwischendurch sanfte und langsame Sequenzen ein und nimm wahr, was gerade in deinem Körper geschieht und wie sich das anfühlt.

Wo ist deine Aufmerksamkeit?

Ist dir wichtig, wie es dem anderen Menschen geht? Das ist zwar nett, aber damit hilfst du niemandem. Nimm deine Aufmersamkeit immer wieder zu dir zurück. Dein Lieblingsmensch kann selber für sich sorgen. Wenn dir das schwer fällt, dann schliesse ab und zu deine Augen und spüre, was du in deinem Körper wahrnehmen kannst. Tu dies regelmässig, so kannst du auch das Drucklevel in deinem Dampfkochtopf überprüfen.

 

Herzlich, Sandra

 


Die Magie des Jetzt (05.08.2024)

Ich habe mir spontan vier Tage in meinem Lieblingshotel im Südtirol gegönnt. Ganz vieles hat dagegen gesprochen, so z.B. vereinbarte Termine mit Klient:innen, hartnäckige Glaubenssätze, viele rumstehende Umzugskisten uvm.  Aber ... ich bin gefahren und bin sehr, sehr dankbar, dass ich es getan habe. 

 

In Naturns gibt es einen Krimskrams-Laden mit vielen Büchern zu verschiedenen Lebensthemen. Gefühlt kenne ich sie alle, habe ich doch in den letzten Jahren unendlich viele Bücher gelesen, Seminare besucht und arbeite fast täglich an mir und meinen Themen. Doch als ich vor dem Regal stand, sprang mir ein Buch ins Auge: Leben im Jetzt von Eckart Tolle. Ich dachte mir: Gut, es will scheinbar mit mir mitkommen. Und das Buch war eine Wohltat, weil es mich an lebenswichtige Weisheiten erinnert hat.

 

Meine Lieblingsaussage:

"Sich mit seinem Denken zu identifizieren, ist purer Wahnsinn!"

 

Immer, wenn ich an diesen Satz denke, muss ich laut lachen. So befreiend fühlt er sich an für mich. 

 

Es geht dabei u.a. darum, dass unser Denken grösstenteils von der Vergangenheit oder von der Zukunft handelt und wir ganz selten 100% präsent im jetzigen Moment sind. Damit handeln wir uns viel Ärger und Leid ein. Nicht nur uns, auch anderen. 

 

Dies gilt auch für die Sexualität!

- Wenn wir z.B. denken: Oh nein, das letzte Mal hat es nicht geklappt, dann stellen wir die Weichen dafür ein, dass es auch dieses Mal wieder nicht klappen wird. Unser Denken basiert auf der Vergangenheit, obwohl es überhaupt nicht gegeben ist, dass es auch dieses Mal wieder nicht klappt. Die Chancen sind immer wieder bei 100%, dass es schön wird. 

- Wenn wir während des Sexes unbedingt einen Orgasmus erreichen wollen, ist unser Denken und Handeln in der Zukunft. Wir sind getrieben vom Ziel, welches wir erreichen wollen und der Frust ist dementsprechend gross, wenn wir das Ziel nicht erreichen. 

 

Präsenz und 100% im Moment sein, im Jetzt sein, ist auch bei der Sexualität sehr, sehr wichtig!

 

Wie gelingt mir das?

  1. Ich distanziere mich von meinen Gedanken. Eine Möglichkeit ist z.B. der Stimme im Kopf einen Namen zu geben. Meine Stimme heisst aktuell Martin. Keine Ahnung weshalb, aber es ist jetzt einfach so. Sorry an alle Martins. :-)
    Damit spricht Martin und nicht ich selber. Ich kann mich also von der Stimme distanzieren. Zugegeben, das klingt jetzt vielleicht bisschen schizophren, aber diejenigen, die es genauer wissen wollen, schreiben mir bitte eine Mail, dann erkläre ich es noch genauer. Hier versuche ich mich kurz zu halten. 
  2. Du fokussierst dich auf deinen Atem und nimmst wahr, wie er in deinen Körper hinein- und auch wieder hinausströmt. 
  3. Du horchst in dich hinein, ob da Körperwahrnehmungen sind (z.B. Wärme, Kälte, ein Kribbeln, eine Enge in der Brust, eine Anspannung usw.). Einfach wahrnehmen und wenn du magst, kannst du diese Wahrnehmung mit deiner Partnerin/deinem Partner teilen. 
  4. Du horchst in dich hinein und schaust, ob da ein Gefühl ist (z.B. Trauer, Wut, Angst, Unsicherheit usw.). Auch dieses nimmst du wahr. Komplett wertfrei. Und wenn du magst, teilst du deine Empfindung mit deinem Menschen. In dir drin nimmst du dieses, vielleicht unangenehme, Gefühl war. Du bleibst da, fühlst es und zeigst dich damit. Das ist eine zutiefst heilsame Erfahrung. 

Wenn du dich selber so wahrnehmen und deinem Menschen zeigen kannst, wird dies die Verbindung zu dir selber und zu deinem Menschen massiv vertiefen. 

 

Von Herzen kann ich das Buch von Eckart Tolle empfehlen, für alle Lebensbereiche. 

 

Herzlich, Sandra